Staycation statt Flugscham
Jede Reise beginnt im Kopf. Vielleicht liegen ja die wirklichen Abenteuer nicht im Amazonas-Mündungsdelta, sondern gleich um die nächste Ecke. In Deiner Stadt, in Deinem Stadtteil. Und wahrscheinlich ist der nächste Sommerurlaub absolut perfekt für alle die Dinge, für die sich normalerweise nicht die nötige Zeit findet. Für die Überraschungen auf den zweiten Blick. Oder den dritten! Komm mit auf unsere Reise!
Staycation lautet der schickere Begriff für Ferien Zuhause oder Balkonien. Der Kunstbegriff, der aus dem Englischen „Bleiben“ und „Ferien“ zusammengesetzt ist, hat gerade Hochsaison in den Medien und der öffentlichen Diskussion. Was viele Jahre verpönt war und als langweilig und spießig betrachtet wurde, ist ein veritabler Trend geworden, der perfekt in die Klimadiskussion passt und genau die richtige Antwort auf aufsteigende Flugscham gibt.
Der Klimaschutz ist nur einer der Gründe - wenn auch der wichtigste - seine Ferien auf dem Balkon, im Garten oder im kühlen abgedunkelten Wohnzimmer zu verbringen, ohne sich zu langweilen oder Angst zu haben, etwas Wichtiges zu verpassen. Hier kommen fünf Gründe, warum und wie Urlaub zu Hause Sinn macht und zum Abenteuer wird:
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1. Klima schützen!
Wer nicht wegfährt, verbrennt keine Energie und verpestet nicht die Luft. Weder im Flugzeug nach New York, noch auf der Kreuzfahrt vor Venedig oder im Stau am Brenner.
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2. Geld sparen!
Das eingesparte Geld für die Anreise wird sofort und urlaubsfördernd in Spaß, Essen und Kultur investiert. Die Kleinen kriegen ihr Eis, die Eltern gehen mal wieder ins Open-Air-Kino.
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3. Nerven schonen!
Sind die Koffer gepackt, was kommt ins Handgepäck, wo war nochmal das Hotel und wo liegt der Strand? Wo kriegen wir jetzt was zu Essen und wann kann ich das verschwitzte Hemd endlich wechseln? Zuhause kein Problem, da kennt man sich aus wie in seiner Westentasche. In Deiner Stadt ein Heimspiel! Also Adios, Stress!
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4. Massen meiden!
Wo es schön ist, ist es immer auch voller Menschen. Florenz, Barcelona und Paris können ein Lied davon singen. Zuhause ist es in der Ferienzeit leerer als sonst, viele Frankfurter sind weg. Nirgendwann sonst im Jahr kannst Du Deine Stadt entspannter genießen!
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5. Tourist sein!
Deine eigene Stadt kennst Du. Aber nicht aus der Sicht eines Touristen. Also mal im Cityhotel übernachten, eine Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus buchen, den Lohrberg besteigen oder den Zoo wiederentdecken. Alles seit Kindesbeinen bekannt, aber lange nicht mehr gemacht!
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Fliegen vermeiden, wo es nur geht
Keiner will Flugzeuge und das Fliegen verbieten. Die Welt wäre eine andere ohne die schnelle Verbindung von Kontinenten, Menschen und Kulturen.
Aber wenn es um die nächste Urlaubsreise geht, ist sich heute jeder darüber im Klaren, dass kein Transportmittel mehr Energie pro Person und Reisekilometer verbraucht als das Flugzeug. Alleine bei einem Economy-Flug von Frankfurt nach New York und zurück in einer Boeing 747-400 entfällt auf jeden Passagier ein CO2-Ausstoß von 2,722 Tonnen. Schon der Flug in den Big Apple sprengt bereits das persönliche klimaverträgliche CO2-Jahresbudget von 2,3 Tonnen.
Übrigens: Die Klimawirksamkeit von Flugreisen beruht nicht alleine auf dem Ausstoß von CO2, sondern auf einer ganzen Reihe von Substanzen, die beim Verbrennen von Kerosin entstehen. Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf tragen ebenfalls zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Das Problem dieser Stoffe ist, dass sie sich in Reiseflughöhen von 5.000 bis 10.000 Metern viel langsamer abbauen als am Boden und damit den Treibhauseffekt verstärken. Stickoxide bauen unter Sonneneinstrahlung Ozon auf, das als starkes Treibhausgas wirkt. Aerosole und Wasserdampf führen zur Veränderung der natürlichen Wolkenbildung.
Diese verschiedenen Effekte summieren sich so dramatisch, dass die Treibhauswirkung des Fliegens im Durchschnitt etwa zwei- bis fünfmal höher ist als die alleinige Wirkung des ausgestoßenen CO2. (Quelle: Umwelt Bundesamt, 09.04.2019)
Je weniger Energie pro Kilometer und Person wir also verbrauchen, desto besser für das Klima. Die Transportmittel-Emissionen ausgewählter Systeme zeigen deutlich, dass es sehr viel bessere und erholsamere Alternativen zur Reise im Flugzeug gibt:
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Tendenz: Wir fliegen länger und häufiger
Innereuropäisch schlägt kein Verkehrssystem die Schiene. Gute und schnelle Verbindungen in die europäischen Metropolen bieten ICE und Fernzüge mehrfach am Tag. Wer über Nacht reisen und die Hotelkosten sparen will, liegt in den Schlafwagen genau richtig: Augen zu, Augen auf, Frühstücken, Ankunft in Basel. Damit wird schon die Anreise zum Urlaubsvergnügen!
Wer sein Auto unbedingt am Urlaubsziel braucht statt es zu leihen oder auf Car-Sharing um-zusteigen – was eindeutig klimafreundlicher ist – der reist mit dem Autoreisezug ab München in einem Rutsch über den Brenner bis Verona. Während man befreit von Staus und Stress im Speisewagen sitzt und die Berglandschaft am Abteilfenster vorbei rauscht, reist das Auto hinten auf dem Waggon mit.Fernreisebusse unterschiedlichster Anbieter verbinden Frankfurt dank seiner zentralen Lage mit allen großen Metropolen Europas. Nach Paris sind es 8:20 Std., nach Amsterdam 6:30 Std., nach Prag 7:05 Std.. Weil der Bus viele Passagiere gleichzeitig ans gleiche Ziel bringt, liegt der individuelle CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Passagiers deutlich unter dem aller anderen Reisealternativen auf der mittellangen Strecke.
Rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf den Tourismus zurück. Das belegt eine im Juni 2018 veröffentliche Studie der Universität Sydney. Daraus geht auch hervor: Wir Deutschen produzieren beim Reisen überdurchschnittlich viele Treibhausgase. Am Pro-Kopf-Ausstoß gemessen liegen wir nach den USA und China auf dem dritten Platz – keine schöne Bilanz, wo doch die meisten Deutschen laut offiziellen Umfragen im Urlaub gerne klimaschonender unterwegs wären.
Aktuelle Studien und Analysen zum Reiseverhalten belegen genau diesen Zwiespalt: Zwar ist das Klimabewusstsein der Deutschen deutlich gestiegen, aber auch die Anzahl der Reisekilometer steigt während die durchschnittliche Reisedauer sinkt. Wir sind in der Regel in längeren Flügen zu kürzeren Aufenthalten unterwegs. Die fatale Bilanz dieser Fakten: Verglichen mit dem Vorjahr verursachen die Deutschen mehr CO2 pro Person und Reisekilometer.
Immer noch schlagen die vielen Kurzstreckenflüge in der Klimabilanz zu Buche. Leider hat zudem auch die Zahl der Fernreisen außerhalb Europas zugenommen.
Machen Billigflieger alles nur noch schlimmer? Nein, die Nutzung eines Billigflugs ist nicht umweltschädlicher als die Reise mit einer teuren Fluglinie. Das eigentliche Problem der Billigflieger liegt darin, dass sie aufgrund der günstigen Preise überhaupt stattfinden. Solche Flugreisen sind zum großen Teil vermeidbar und könnten leicht auf andere Verkehrsträger verlagert werden. Der durch Billigflieger ausgelöste zusätzliche Flugverkehr ist für den Klimaschutz ein großes Problem.
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In Europa: Schiene und Bus
Innereuropäisch schlägt kein Verkehrssystem die Schiene. Gute und schnelle Verbindungen in die europäischen Metropolen bieten ICE und Fernzüge mehrfach am Tag. Wer über Nacht reisen und die Hotelkosten sparen will, liegt in den Schlafwagen genau richtig: Augen zu, Augen auf, Frühstücken, Ankunft in Basel. Damit wird schon die Anreise zum Urlaubsvergnügen!
Wer sein Auto unbedingt am Urlaubsziel braucht statt es zu leihen oder auf Car-Sharing um-zusteigen – was eindeutig klimafreundlicher ist – der reist mit dem Autoreisezug ab München in einem Rutsch über den Brenner bis Verona. Während man befreit von Staus und Stress im Speisewagen sitzt und die Berglandschaft am Abteilfenster vorbei rauscht, reist das Auto hinten auf dem Waggon mit.Fernreisebusse unterschiedlichster Anbieter verbinden Frankfurt dank seiner zentralen Lage mit allen großen Metropolen Europas. Nach Paris sind es 8:20 Std., nach Amsterdam 6:30 Std., nach Prag 7:05 Std.. Weil der Bus viele Passagiere gleichzeitig ans gleiche Ziel bringt, liegt der individuelle CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Passagiers deutlich unter dem aller anderen Reisealternativen auf der mittellangen Strecke.
Zuhause in der eigenen Stadt liegen die Fahrten in E-Bus (Linie 75), U- und S-Bahn natürlich klar an der Spitze, wenn es um eine klimafreundliche Anreise geht. Gar nicht so selten kommt man auch mit dem eigenen Fahrrad auf gut ausgebauten Fahrradwegen schnell und sicher ans Ziel. Und wer sich zu Fuß auf den Weg macht, der wird dreifach belohnt: Erstens ist er fitter, zweitens ist er 100 % klimaneutral und drittens sieht man zu Fuß sowieso immer am meisten von einer Stadt. Wenn man sich angeblich die ganze Faszination Manhattans oder Roms nur zu Fuß erlaufen kann, dann gilt das für Frankfurt natürlich gleichermaßen.
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Mit diesen Tipps klimaschonend reisen
Auf das Reisen zu verzichten, ist für die meisten Menschen keine Lösung – und das ist zum Glück auch gar nicht nötig. Es gibt entlang der verschiedenen Aspekte einer Reise eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sie klimaschonender zu gestalten ohne dabei auf Abenteuer und Erlebnisse zu verzichten. Im Gegenteil, in der Regel bringt eine nachhaltige Reise intensivere Eindrücke, die länger in Erinnerung bleiben.
Wer zum Beispiel darauf achtet, in örtlichen Pensionen, Höfen und Familienunterkünften zu buchen statt in den Ablegern großer Hotelketten, hat mehr von seinem Urlaub. Er oder sie lässt sein Geld am Ort, lernt sein Reiseziel besser kennen und teilt mit den Einheimischen Dach und Geheimtipps.
Oder lokale Spezialitäten frisch aus der Region. Typische Gerichte, die es nur dort gibt, die man nur dort perfekt zubereitet und die eigentlich nirgendwo sonst so gut schmecken, sind eine weitere Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu reduzieren. Eine ausgesprochen wohlschmeckende zudem.
Fazit: Wer auf Reisen geht, sorgt immer für CO2-Emissionen. Aber es gibt immer ein paar Stellschrauben, mit denen man den ökologischen Fußabdruck seiner Reise nochmal deutlich verringern kann.
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Frankfurt sucht Alternativen zum Kerosin
Wir brauchen mehr Klimaschutz im Luftverkehr, denn die aktuellen CO2-Emissionen bleiben im Vergleich konstant hoch.
In der Nähe des Flughafens Rhein-Main entsteht deswegen eine Pilotanlage für synthetische Kraftstoffe, um alternative Treibstoffe zu entwickelt, die Kerosin einmal ablösen können. 15 Milliarden Euro will das Land Hessen in den kommenden Jahren in das neue „Kompetenzzentrum für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr“ stecken.
Ziel der Forschungsarbeit im Kompetenzzentrum ist es, jenen Teil des Luftverkehrs CO2-neutraler zu gestalten, der nicht auf die Schiene zu verlagern ist.
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So kann jeder CO2 kompensieren
Für das Klima ist es nicht entscheidend, an welcher Stelle Treibhausgase ausgestoßen oder vermieden werden. Daher lassen sich Emissionen, die an einer Stelle verursacht wurden, durch eine Einsparung an einer anderen Stelle wieder ausgleichen, auch wenn sie unter Umständen weit entfernt ist.
Wenn sich also der Flug nach New York nicht vermeiden lässt, weil er geschäftlich notwendig ist und eine Videokonferenz keine Option darstellt: Bei geprüften Anbietern wie Atmosfair, Primaklima oder myclimate können Passagiere ihren CO2-Ausstoß ausgleichen und mit ihrer Gebühr Klimaprojekte mitfinanzieren. Mit dem Geld werden zum Beispiel erneuerbare Energien weiter ausgebaut oder Wiederaufforstungsprogramme unterstützt.
Bei der freiwilligen Kompensation wird zunächst die Höhe der verbleibenden klimawirksamen Emissionen einer bestimmten Aktivität berechnet. Zum Beispiel die einer Flugreise, Bahn- oder Autofahrt, des Gas-, Strom- oder Heizenergieverbrauchs oder der Herstellung eines bestimmten Produkts. Die Kompensation erfolgt über Emissionsminderungsgutschriften oder Zertifikate, mit denen dieselbe Emissionsmenge in Klimaschutzprojekten ausgeglichen wird. Wichtig ist, dass es diese Klimaschutzprojekte ohne die Kompensation nicht geben würde, es sich also bei jedem Projekt um eine zusätzliche Klimaschutzmaßnahme handelt.
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Gefördert mit Mitteln des Landes Hessen