Energieeffizienz versus Energieflexibilität
Ursprünglich zum Wettbewerb angetreten war etalytics allerdings mit dem Thema Energieflexibilität: Dabei wird versucht, den Energiebedarf auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem erneuerbare Energie in großer Menge und zu einem günstigeren Preis verfügbar ist. Das setzt Möglichkeiten zum Speichern der Energie voraus, oft in Form von thermischen Speichern.
Die im Rahmen des Wettbewerbs erfolgte Analyse der Daten ergab jedoch, dass die Speicherpotenziale in einem Rechenzentrum vergleichsweise gering sind. „Zum Kühlen der Server werden sehr große Energiemengen benötigt, die bei Bedarf unverzüglich bereitgestellt werden müssen. Um diese zu verschieben, würden riesige Speichersysteme gebraucht. Das ist hinsichtlich des Platzbedarfs im städtischen Umfeld und der Kosten problematisch“, so Panten, und weiter: „Gezeigt hat sich dagegen, dass sich die Energieeffizienz des kompletten Kältesystems zur Kühlung der Server sehr gut optimieren lässt. Es besteht in den meisten Rechenzentren aus versorgungstechnischen Komponenten wie Kühltürmen, Kältemaschinen, Pumpen, Wärmetauschern sowie verschiedenen Wasser- und Luftkreisläufen. Bislang generell noch selten im Einsatz bietet ein auf Künstlicher Intelligenz basierendes Regelungssystem die Möglichkeit, den Energieverbrauch solcher komplexen Versorgungssysteme zu managen und deutlich zu reduzieren.“
Genau hier setzt etalytics an: Alle Komponenten des Kältesystems sind informationstechnisch angeschlossen und liefern permanent Daten über ihren Zustand und Energiebedarf. Diese Daten lassen sich in die etaONE-Plattform für Energy Intelligence von etalytics einspeisen. Mit Hilfe der Plattform wird daraus ein Softwaremodell errechnet, welches das energetische Verhalten der einzelnen Komponenten und des Gesamtsystems abbildet. Unter Einbeziehung zahlreicher Parameter wie Wettereinflüsse oder interne Verbrauchsspitzen lässt sich der Betrieb so optimieren und automatisieren, dass die einzelnen Komponenten stets mit geringstmöglichem Energieverbrauch ineinandergreifen. Dafür wird die Plattform etaONE in das Betriebssystem des Rechenzentrums integriert.
Intelligentes Energiemanagement für Rechenzentren
Das im Rahmen des „Ideenwettbewerbs Klimaschutz“ erstellte Softwaremodell sowie das gesammelte Know-how lassen sich auf weitere Rechenzentren anwenden. Es dient somit als Basis für weitere Umsetzungsprojekte, mit dem Ziel, den Energieverbrauch datenbasiert zu managen und somit deutlich zu reduzieren: „Rechenzentren können mit unserer Software bis zu 50 % der Energie zur Kühlung der Server einsparen“, so Panten. Bei einem Rechenzentrum der üblichen Größe, das Flächen zum Betrieb von Informationstechnik für Dritte bereitstellt (Colocation Rechenzentrum), können bis zu 600.000 Kilowattstunden und rund 240 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Maßgeblich dafür sind die im Rechenzentrum jeweils umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen und die Nutzung nachhaltiger erneuerbarer Energien, die der Betreiber bereits vorher gewählt hatte.
Darüber hinaus arbeitet etalytics daran, die Software auf andere Industrieunternehmen anzuwenden. Damit verbindet Panten eine große Hoffnung: „Wir möchten mit unserer Software einen nennenswerten Beitrag zur globalen Energieeinsparung und CO2-Verminderung leisten. Das Potenzial ist riesig – in Rechenzentren, aber auch in anderen Industrieunternehmen“.
Stromverbrauch von etalytics ebenfalls optimiert
Die Teilnahme am „Ideenwettbewerb Klimaschutz“ hatte noch einen Nebeneffekt: Die etalytics-Software arbeitet mit Künstlicher Intelligenz, die beim Analysieren der Daten ebenfalls Strom verbraucht und CO2-Emissionen erzeugt. Durch das Projekt hat das Softwareunternehmen einen Einblick in die Prozesse von Rechenzentren erhalten und steigert nun die eigene Energieeffizienz und reduziert den eigenen CO2-Footprint.
Quelle Fotos: etalytics / Dr. Niklas Panten