Radfahren hat an Bedeutung gewonnen
Aybaş fährt seit seiner Jugend Rad und verzichtet bis heute weitgehend auf das Auto. Nach seiner 1998 bei „Per Pedale“ begonnenen Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel ist er seit 2011 Mitinhaber des 1984 gegründeten Geschäfts, das Räder verkauft und repariert. Sein Fazit nach 20 Jahren Erfahrung im Fahrradhandel: „Das Radfahren hat sich in dieser Zeit stark verändert.“ Insgesamt fahren heute deutlich mehr Personen Rad. „Unsere Statistik zeigt, dass wir in den Anfangsjahren zwischen 10.000 und 13.000 Kundenkontakte pro Jahr hatten. 2018 waren es fast 25.000 – das ist eine Steigerung von 100 Prozent!“, erzählt Aybaş. Das entspricht auch seiner persönlichen Erfahrung: „Wir haben in den letzten Jahren deutlich mehr Kunden, die entweder komplett auf das Rad umsteigen oder zumindest Kurzstrecken mit dem Fahrrad statt mit dem Auto oder der Bahn fahren.“

Insgesamt habe das Radfahren an Bedeutung gewonnen. Einen Grund sieht Aybaş darin, dass das Bewusstsein für den Klimaschutz gewachsen ist. Das ist auch ihm persönlich ein großes Anliegen. Privat fährt er deshalb konsequent Rad, geschäftlich legt er Wert darauf, dass die Hersteller und Partner, mit denen er zusammenarbeitet, möglichst klimafreundlich handeln. In diesem Zusammenhang steht auch seine Kooperation mit Bikuh. Die Firma ermöglicht Radfahrern in ihren Vorderrädern Werbescheiben anbringen zu lassen, für die sie pro gefahrenen Kilometer eine Vergütung erhalten. Per Pedale baut die Werbescheiben ein.
Ein Rad für jeden Zweck
Verändert haben sich auch die Anforderungen: „Als ich hier im Laden angefangen habe, waren es hauptsächlich Berufspendler, die das Fahrrad häufig genutzt haben, heute sind es auch viele Freizeitfahrer“, erzählt Aybaş. Und natürlich hat sich das Fahrrad selbst weiterentwickelt – zum einen aufgrund der verschiedenen Anforderungen, zum anderen aufgrund der technischen Möglichkeiten. Heute gibt es zahlreiche verschiedene Formen und Arten, wie beispielsweise Mountainbikes, Rennräder, E-Bikes oder Lastenräder. Kunden, die ihr Rad tagtäglich nutzen, haben andere Anforderungen als Freizeitradler. Die so genannten „Alltagsradler“ brauchen einen Gepäckträger, der etwas mehr aushält, oder eine bessere Lichtqualität. Darauf haben die Hersteller reagiert. Außerdem gibt es heute mehr Fahrräder mit Nabenschaltungen, die nicht mehr so anfällig sind. Die Kette wird zunehmend durch Riemen ersetzt, sodass die Hosen nicht mehr dreckig werden. Aber auch der Zubehör-Bereich ist stark gewachsen. So gibt es für jeden Zweck das passende Rad.
Lastenräder gemeinsam nutzen
Manfred Fußnecker ist überzeugt: „Das Fahrrad ist dem Auto weit überlegen, zumindest in Städten wie Frankfurt.“ Mit ihrem Projekt möchten die Lastenradler Frankfurt Interessierten ermöglichen, Lastenräder auszuprobieren und sich von den Vorteilen zu überzeugen – unabhängig von der persönlichen Einkommenssituation. Da Lastenräder nicht ganz billig sind, kam Fußnecker auf die Idee der gemeinsamen Nutzung. „Ich finde es wichtig, Dinge mit anderen zu teilen und nicht alles privat anzuschaffen – ähnlich der Idee des Car Sharings.“ Er wollte das Projekt nicht alleine stemmen. Dass er über den auf der Nachbarschaftsplattform „nebenan.de“ gestarteten Aufruf so schnell Mitstreiter fand, hat ihn selbst überrascht. Patricia Immler und Yannic Alff waren von der Lastenradler-Idee sofort begeistert.

Neue Plattform www.main-lastenrad.de zur kostenfreien Buchung der Lastenräder
Finanziert wurde der Projektstart über eine Crowdfunding-Kampagne. Voraussetzung dafür ist, dass es einen Träger gibt. Diesen zu finden, war schwieriger als gedacht: Schließlich konnte „Transition Town Frankfurt“ dafür gewonnen werden, sodass die Kampagne im September 2018 startete. Das gesammelte Geld reichte schließlich für drei Lastenräder.
Diese können auf der von der Regionalgruppe Rhein-Main des VCD Landesverbandes Hessen mit einer Förderung des Energiereferats erstellten Plattform www.main-lastenrad.de tageweise gebucht und dann am Standort abgeholt werden. Über die Seite werden auch andere Lastenräder im Raum Frankfurt angeboten.
„Es war uns wichtig, dass es eine zentrale Plattform gibt und nicht viele verschiedene existieren – einfach aus Gründen der Nutzerfreundlichkeit“, erzählt Fußnecker. Die Nutzung der Räder ist kostenfrei. Dennoch nimmt das Projekt die Nutzerinnen und Nutzer in die Verantwortung. „Es ist ein Gemeingutprojekt und funktioniert nur, wenn wir ausreichend Spenden erhalten, um die Räder zu warten und in Schuss zu halten“, so Fußnecker.
Hoffnung auf weitere Projekte

Fußnecker hofft, dass sein Projekt ein Anstoß ist und andere Stadtteile die Idee aufgreifen.
„Ich bin gerne bereit, andere bei solchen Projekten zu unterstützen und Know-how und Erfahrung weiterzugeben“, so Fußnecker. Er weiß, dass solche Impulse noch viel mehr in die Breite gehen müssen, um wirklich etwas für den Klimaschutz zu bewirken: „Der motorisierte Individualverkehr muss mehr und mehr von schlaueren Lösungen abgelöst werden!“ Lastenräder können da eine große Rolle spielen - besonders in Städten wie Frankfurt: „Man ist damit mindestens genauso schnell wie mit dem Auto, kann sie direkt vor den Supermarkt stellen und hat dadurch weniger zu tragen.“ Das kann auch Deniz Aybaş bestätigen und ist sich ziemlich sicher, dass die Nachfrage nach Rädern im Allgemeinen und nach Lastenrädern im Besonderen auch dem Klima zuliebe weiter steigen wird.
Weitere Informationen zu den Frankfurter Lastenradlern unter: http://lastenradler-frankfurt.de/